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O U T F I T ❻ - der Mut, das zu tragen, worauf man Bock hat.




Sehr geehrte Damen und Herren,
Heute möchte ich nicht nur einen weiteren narzisstischen Outfit-Post verfassen, sondern auch über das Thema Kleidung und Selbstbestimmung reden, und euch dazu ermutigen, mutiger zu sein, wenn es um euren persönlichen Stil geht.


Ladies and Gentlemen,
Today I don't just want to write another narcissistic outfit-post, but talk about the topic of clothing & self-determination and encourage you to have more courage when it comes to your own personal style.











Der Mut, das zu tragen, worauf man Bock hat.../ The courage to wear what you want...




1. ...ist für mich ein perönliches Anliegen. 
Es begann schon seit meiner frühen Kindheit: Seltsame Outfit-Kombinationen durfte mein Umfeld schon anschauen als ich ein kleines rot-lockiges Kind war. Als ich dann anfangen durfte, selber zu shoppen, ging es erst richtig los - die halbe Neon-Kollektion von New Yorker in den späten 2000ern landete in meinem Kleiderschrank. Batik-Jeans, knallbunte Print-Tops, Plastik-Halsketten, riesige Ohrringe - Normal war das auf meinem (selbst-ernannten "Elite"-) Gymnasium ganz und garnicht. Aber irgendwann änderte sich diese Einstellung:
Denn mein Bedürfnis, in eine Gruppe hineinzupassen, wurde größer als das, meinen eigenen Kopf durchzusetzen. Ich färbte mir die Haare Braun, trug h&m Westen und Skinny-Jeans, trug dezente Perlenohrringe und zog mir jeden morgen unter großen Anstrengungen einen Lidstrich..Denn das war der typische Look der Mädchen auf meiner Schule. An diesem Look ist nichts falsch - Rückblickend weiß ich, dass ich diesen Look nur schön fand, da alle ihn schön fanden, und nicht weil ich ihn liebte. Ich war daran falsch. Es hat sich schön angefühlt, "begehrt" zu werden und mal keine "konstruktiven" Kommentare zu meinem Outfit zu bekommen - aber mein eigenes Spiegelbild habe ich letztendlich nicht mehr so begehrt. Es war nicht einfach, wieder zu mir selbst zu finden, aber das war es wert.




1. ...is a very personal thing for me
It started in my early childhood, when my personal environment was already able to "enjoy" my "interesting" fashion choices when I was a tiny curly redhead. When I was finally allowed to buy my own clothes, it was just the beginning. Half of the standard neon-collection of a local clothing shop landed in my wardrobe in the late 2000s. Batic-jeans, printed neon tops, plastic pearl-necklaces, huge earrings - that isn't what they called "normal" in my (self-titled "Elite")- school back in the day. Many people don't believe me when I tell them that even I had a phase where I wasn't trying to do my own style, but that of others. When I was about 14-16, my desire to belong to a group was stronger than my own stubborn head. I died my hair brown, wore skinny jeans, h&m vests and a brown h&m bag, put on tiny pearl earrings - that was the typical look of girl's in my school. There is nothing wrong with that look - but when I think back, I realize that I didn't wear it because I loved it, but because they loved it. I was wrong for that look. I don't want to lie - I enjoyed the feeling to be what others call "attractive", and not getting any "constructive" comments on my outfit for once. But while I might have been attractive to others on the outside, I haven't been to the reflection i've seen in the mirror everyday. Finding back to being myself wasn't that easy, but definitely worth it.








2. ...hat seine Hindernisse
Obwohl wir schon weit gekommen sind, was die  Selbstbestimmung über unsere Körper angeht (vor allem für die sexuelle Selbstbestimmung tut sich momentan viel) - sie wird trotzdem noch nicht völlig respektiert. Kleider machen scheinbar immer noch Leute (siehe den Titel von Gottfried Keller's Novelle von 1879) - kleidet man sich anders, wird man oft auch anders behandelt. Dies kann zu sozialer Ausgrenzung führen, besonders in der Schule oder am Arbeitsplatz. Es ist also vollkommen verständlich und legitim, wenn sich jemand lieber dafür entscheidet, "der Norm" zu entsprechen. Nur leider merke ich viel zu oft, wie wir uns auch in alltäglichen Situationen auf diese reduzieren. Bei Shoppingtouren mit Freunden oder Familie höre ich trotzdem immer die Frage "sieht das ok an mir aus?" - dabei ist es vollkommen irrelevant, was ich darüber denke, was die fragende Person tragen will, oder nicht. Was bedeutet denn "ok"? Ist etwas dann ok, wenn es mir keine negativen Kommentare beschert? Ich rede nicht darüber, nun auf der Arbeit gegen Schutzkleidung zu protestieren, weil sie einem ästhetisch nicht in den Kram passt. Es geht mir hier um die Momente, in denen es keinen gerechtfertigen Grund für einen Dress-Code gibt, und in denen wir uns selbst Hindernisse setzen.



https://images.booklooker.de/s/005JLy/Gottfried-Keller+Kleider-machen-Leute-Novelle.jpg2. ...has its' obstacles: 
Despite coming very far regarding the right to having our own bodies (especially in the sphere of sexual self-determination these days), fact is that it's still not being respected fully. "Kleider machen Leute" - the title of a novel by Gottfried Keller, 1879 - is still true. Clothing still seems to label and distinguish the people who wear them. When you dress "differently", you often get treated differently. Especially at school and at work, this can lead to social isolation. I couldn't blame anyone for wanting to fit in and choosing to dress "normal". But I notice the problem that we often drag that "norm" into our daily lives, afar from work or school, and reduce ourselves to it. When I go shopping with friends or family, it's always that one question I hear: "does this look ok?" - but actually, it's completely irrelevant what I think of it. And what even is "okay"? Is something "ok" when it looks like that norm and avoids us getting any negative comments for it? Just to be clear - when it comes to work, I'm not talking being bothered about having to wear safety-clothing that doesn't look aesthetically pleasing. This is about the moments when there are no reasons for a "dress code" - the moments when we unecessarily install our own obstacles.











3. ...baut auf einer Frage auf:
"Verletzt es jemanden , wenn ich meinen persönlichen Stil trage?" 
[Diese Frage lässt sich für viele soziale Situationen umschreiben (Geschlecht, sexuelle Orientierung, Gewicht, Hautfarbe..) oder ausbauen. Ich bleibe hier bei der Kleidung]
Es tut niemandem in meinem Umfeld ernsthaft weh, wenn ich mich "seltsam" kleide. Der Grund, warum man oft negative Kommentare zum eigenen Stil erhält, ist, dass er eventuell nicht mit ihrem eigenen Geschmack oder Moralvorstellungen vereinbar ist. Das ist jedoch eine Beschränkung, die sie sich diese Menschen selber setzen - diese Beschränkung sollte mein Recht auf meinen Körper nicht einschneiden. Natürlich sollte man Religionen und Kulturen anderer dennoch respektieren und sie nicht für ästhetische Zwecke missbrauchen. Aber in allem anderen hat mein Umfeld kein Recht zur Beschwerde. Ernsthaft verletzen kann ich mein Umfeld nur dann, wenn ich Mode kaufe, die den Arbeitern, der Natur und den Tieren schadet. Über emotionale Verletzungen kann ich reden und Kompromisse schaffen - die weitreichenderen Folgen von Fast-Fashion richten einen viel größeren Schaden an, der meist nicht wieder behoben werden kann.




3. ...is based upon one question: 
"Am I hurting anyone with wearing my personal style?"  
[this question can be applied, re-written or expanded to many different social topics such as weight for example - but i'll stick with the topic of clothing for now]. 
Nobody in my social environment is really getting hurt by me "dressing up weird". The reason why I can get negative comments regardless is that my style doesn't fit their own taste or moral motives. Those are limitations they set for themselves or their own lives - why do they have to restrict my body? Just to be clear - I don't encourage taking any religious symbols or cultural aspects just to use them as fashion. We shouldn't loose that sort of respect. But when it comes to all other aspects of style, I don't see why my social environment should have any say in them. I can only honestly hurt my environment when I buy fashion that hurts workers, nature and animals alike. When I hurt my social environment emotionally, we can talk about it and make compromises - but the bigger consequences of fast-fashion do so much more damage for everyone in the world that often can't be fixed.










4. ...erfordert auch den Respekt gegenüber anderen. 
Denn so sehr ich selbst will, dass mir das Recht der Selbstbestimmung anerkannt wird, so muss ich dies auch anderen Menschen anerkennen. Früher habe ich die Menschen als langweilig abgestempelt, die sich "normal" kleideten, und war traurig dass sie sich nicht  so ausleben wollten wie ich. Aber für wen hielt ich mich eigentlich, dass ich einfach meinte darüber urteilen zu können, ob das Aussehen eines anderen Menschens normal oder "cool" ist, gut oder schlecht? Das geht mich ehrlich gesagt überhaupt nichts an. Jeder Mensch ist auf die eigene Art und Weise besonders und darf bestimmen, wie sie es ausleben wollen. Und solange sie damit niemandem ernsthaft schaden - wie in Punkt 3 beschrieben - habe ich darin kein Mitspracherecht! Das heißt nicht, dass man keine Meinungsfreiheit mehr haben sollte. Aber ich wünsche mir, dass Menschen über ihre Meinung nachdenken, besonders bevor man sie anderen mitteilt. Ist es überhaupt meine eigene? Wodurch ist sie begründet? Was wird sie bewirken? usw. 

Wie ihr merkt, über das Aussehen fremder Menschen bei einer Tasse Tee in der Stadt zu lästern, wäre mit mir nicht drin ;)


4. ...requires respect towards others.  
As much as I want to be respected when it comes to my own body, I need to respect that in other people just as much. When I was younger I almost despised people who dressed "normal" and was sad that they don't live themselves the way I loved to do. But who did I think I was, for judging people and saying if their outfit was "normal" or "cool", good or bad? That is none of my business. Everyone is special in their own way, and they can choose how they want to present that to the outside. And as long as they aren't deeply hurting anybody with their choices to the point of no return (how i described in Point 3), nobody else has a say in them.
This doesn't mean that the freedom of opinion/speech should be eradicated. But I want for people to think about their opinions, especially before they want to present them to someone. Is that opinion even my own? Is it reasonable? What will it cause when shared with that person? - as you probably noticed, sitting with a friend and drinking tea while talking nasty about the looks of pedestrians wouldn't be my favourite activity ;)









5....ist es einfach Wert. 
Auch wenn ich seit ich denken kann, immer wieder Kommentare zu meinem Aussehen bekomme und eventuell schon etliche potentielle Freunde oder Sexualpartner vergrault habe - es bestärkt mich nur in meinem Willen, jeden Tag wenn ich aus dem Haus gehe, irgendeine seltsame Outfitkombination auszuprobieren. Es ist eigentlich keine Heldentat, mit einem etwas anderen Stil, meist unrasierten Achseln und Beinen und schlechter Haut herumzulaufen (besonders, wenn man mit meiner Körpergröße/Form und Hautfarbe leider in dieser Gesellschaft gegenüber anderen immer noch privilegiert wird). Auch wenn dies er kleine persönliche Errungenschaften für mich sind, will ich dafür kämpfen, dass auch andere Menschen ihr Recht auf ihren eigenen Körper ausleben können, so wie ich es gerne tue. Denn wenn sich viele weitere Menschen dazu entschließen, gibt es eventuell irgendwann keine Norm mehr, an der man uns alle zu messen versucht. Irgendwann wird hoffentlich akkzeptiert, dass wir vom Aussehen her nicht alle gleich aussehen -  und das, was uns letztendlich verbindet, unsere Menschlichkeit, Empathie und unsere Emotionen sind. 



5....is definitely worth it. 
Since I can remember I've gotten comments on my outfits, and probably scared off many potential "friends" or sexual partners with my looks - but that only strenghtens my will to try a new weird outfit-combo when I leave the house. It's no heroic deed to walk around wearing a "different" style, having hairy legs or armpit or bad skin (especially when having a certain height, body shape and skin color still makes you privileged compared to other members of society). Regardless of these actions being very small, I want to fight for everyone to regain their right to do what they please with their own bodies, just like I love doing. If many people decide to liberate themselves that way, one day there might not even be a norm that we can all be lined around and limited to. One day it will hopefully finally be accepted that we don't all look the same, and that the  things that really connect us are our humanity, empathy and emotions.











Also - nehmt den Mut zusammen und durchwühlt euren Kleiderschrank nach dem, in dem ihr euch wohlfühlt! Ich wünsche euch, dass ihr - so lange es geht - zumindest in eurem Alltag die Menschen findet, die euch und eure persönlichen Entscheidungen respektieren.


So collect all your courage and search your wardrobe for those things that you feel comfortable in - no matter how "boring" or "hipster" that might look to others! I hope that you, as long as you can, find people, at least, in your private daily life, that respect your personal (style) choices.


Outfit:
  • Everything's secondhand.
  • Blogpost about the shoes
  • Blogpost about the backpack



Thanks for reading!

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